Die Verleger des Mindener Tageblatts sehen die Zukunft der Zeitung nicht nur in der gezielten Ausweitung ihrer Online-Aktivitäten, sondern ausdrücklich auch in einer noch besseren gedruckten Ausgabe. Dazu wurden jetzt weit reichende Investitionen beschlossen.
Größtes Einzelpro- jekt im Rahmen einer bereits begon- nenen umfassenden Erneuerung aller technischen Produk- tionsabläufe ist die Errichtung einer neuen Vierfarben-Rollenoffsetrotation. Am Donnerstag wurden in Minden die entsprechenden Lieferverträge mit dem Schweizer Druckmaschinen- hersteller Wifag (Fribourg) unter- schrieben.
Die neue Maschine wird pro Druckgang 48 Seiten in deutlich gesteigerter Qualität und durchgängig vierfarbig bedrucken können. Zudem bietet sie mehr Gestaltungsmöglichkeiten in der Produktzusammensetzung als die aktuell im Einsatz befindliche Maschine von 1992. So werden künftig bis zu sechs statt bisher vier Einzelsektionen („Bücher“) erstellt werden können, bei Bedarf in einem Herstellungsgang auch Magazin-Produkte im Halbformat, für die bisher Vorproduktionen notwendig waren. Zeit- und Synergiegewinne werden auch von schnelleren Druckdurchgängen und neu organisierter Papierzuführung erwartet.
Ihre Ergänzung soll die neue Drucktechnik in einer ebenfalls völlig neuen, IT-gesteuerten Versandraumtechnik finden, die die gedruckten Zeitungen transportiert, konfektioniert und zustellergebietsgenau mit den gebuchten Beilagen zusammenführt. Hier ist der Verlag gerade in der Sichtungs- und Konzeptionsphase.
Bereits zu Beginn des kommenden Jahres wird mit dem Abriss von Gebäudeteilen des Druckzentrums am Trippeldamm begonnen werden, die einer neuen Maschinenhalle Platz machen sollen. Schritt für Schritt wird dann die neue Versandraumtechnik installiert, die alte abgebaut, die neue Rotation errichtet und schließlich der Produktionsübergang erfolgen. Zielzeitpunkt: Sommer 2014. Dazu wurde in Zusammenarbeit mit dem Projektbüro „Graphic Engineering“ ein detaillierter Masterplan ausgearbeitet.
Parallel werden Redaktion und Verlag intensiv die Weiterentwicklung der redaktionellen Konzepte für Druck und Online betreiben und eine neuerliche gründliche optische Überarbeitung des Erscheinungsbildes aller Produkte in Angriff nehmen. Nicht zuletzt sollen die organisatorischen Strukturen in allen Abteilungen überprüft und unter dem Leitwort „Crossmedia“ an die Herausforderungen der neuen Produkte und Herstellungsweisen angepasst werden.
Bereits in der vergangenen Woche waren umfangreiche Liefer- und Entwicklungsverträge mit dem Softwarelieferanten Alfamedia Partner (Rödermark) unterzeichnet worden, die Redaktion und Anzeigenabteilung ebenfalls mit einer komplett neuen Produktionsbasis ausstatten werden. Auch in die Online-Aktivitäten wird investiert, die Online-Redaktion zudem personell ausgebaut. Insgesamt werden die Investitionen in den Zeitungsverlag in den nächsten drei Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen.
Rainer und Sven Thomas, in fünfter und sechster Generation Inhaber des Traditionsunternehmens J.C.C. Bruns (seit 1834) und Verleger des „Mindener Tageblatts“ (seit 1856), sehen die Ausbaupläne als Bekenntnis zur publizistischen und wirtschaftlichen Selbstständigkeit des tief in seinem Verbreitungsgebiet verwurzelten lokalen Medienhauses. Gleichzeitig geben sie damit ihrer festen Überzeugung Ausdruck, dass die gedruckte Tageszeitung keineswegs dem Untergang geweiht ist, wie manche Internetauguren meinen, sondern eine aussichtsreiche Zukunft hat.
Autor: Christoph Pepper, Chefredakteur