Lena hat erst einen halben Cocktail intus, aber lehnt sich auf ihrem Stuhl bedenklich weit nach hinten. Ihr Blick ist ziellos. Als ob das Fernlicht an ist, aber niemand am Steuer sitzt. „Wie heißt noch mal dieses Buch, also dieses Neue von dem bekannten Krimiautor, wo immer so viele Leichen sind?“, fragt sie dann. „Du stellst immer Fragen“, sage ich lustlos. „Keine Ahnung.“
Damit gibt sich Lena nicht zufrieden. „Die Cover sind schwarz-weiß“, beharrt sie. „Und Du hast zuhause drei davon im Schrank.“ Tja, mag sein. Ich tue ihr den Gefallen, denke nach. Ich denke. Ich denke daran, dass die Synapsen in meinem Gehirn ein elektrisches Signal in ein chemisches Signal umwandeln mögen. Oder umgekehrt. Tatsächlich tun die Synapsen ihren Job: „Du meinst Simon Beckett!“
„Genau! So heißt der Autor. Aber wie heißt das Buch?“ „Guck doch im Internet“, schlage ich vor, denn Lena hat ihr iPhone immer dabei. Sie guckt – ich habe meine Ruhe. Aber nicht lange: „Leichenblässe“, stellt Lena zufrieden fest, steckt ihr Handy ein und trinkt den Cocktail aus. „Lass uns ein Taxi rufen. Wie ist die Nummer der Miwa?“ Och nööh, nicht schon wieder. „Keine Ahnung, guck doch schnell bei Google“, mosere ich. Sie holt also ihr iPhone wieder raus.
Aber dieses Mal dauert ihre Suche verdächtig lange. Zu lange. Ich schaue sie fragend an. Lena ist über eine Schlagzeile gestolpert: „Zu viel Googeln macht vergesslich“, liest sie vor. „Das Gedächtnis verlässt sich zunehmend auf Suchmaschinen. Im Web abrufbare Details speichert es kaum noch.“ Autsch! Wir sind uns einig: Da muss gegengesteuert werden. Wir brauchen Ge-hirn-Jogging. „Wie heißt gleich dieser bekannte Gedächtnistrainer von Nintendo?“, fragt Lena. „Irgendwas mit Doktor. Guck doch mal …“
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende! (Auch an Dr. Kawashima.)
Von Anja Peper (Lokalredaktion)