„Hast Du ein Wochenende?“ Wenn das in der MT-Lokalredaktion jemand fragt – meist der Chef – dann bedeutet das nicht Freizeit und Frohsinn, sondern Arbeit. Erst Denk-, dann Gedankensortier- und schließlich Schreibarbeit. Es geht um eben diese samstägliche MT-Rubrik, die Sie jetzt gerade lesen. Leichtsinnigerweise hab ich „Hier“ gerufen. Dass das falsch war, merkte ich beim Nachsatz: „Aber nicht schon wieder eins zum Thema Stadtpolitik“.
Gut, also 102 Zeilen über irgendetwas anderes. Bloß was? Naja, 21 Zeilen habe ich bis hier schon voll. Jetzt zwei mehr.
Also nicht über den Behelfs-ZOB schreiben, dessen Verlegungsfolgen sich wohl noch herausstellen werden, wenn es richtig losgeht. Ist denen wirklich keine andere Lösung eingefallen? Aber: kein Thema.
Noch 71 Zeilen und keine Idee ohne Stadt.
Also auch nicht das Vorpreschen Mindens bei der Dichtigkeitsprüfung glossieren. Wie viel öffentliche Arbeitszeit, wie viel Ärger mit den Bürgern hätte sich vermeiden lassen, wenn man sich nicht ausgerechnet mit den „Bergvölkern“ angelegt hätte, sondern wie die Nachbargemeinden in relativer Ruhe abgewartet hätte, bis das Land die Sache abbläst. Kein Thema.
Noch 55 Zeilen: Verdammt, es wird eng ohne ein Thema der „merkwürdigen“ (Eigenreklame) Stadt Minden. Selbst das Tierheim und die Gefühlslage auf dem „Kohlenufer“ habe doch was Stichlingsreifes, Tragikomisches.
Wieder elf Zeilen verschwendet, nur noch 44 bleiben für ein anderes Thema, aber welches? „Schreib bloß nichts über die Stadtpolitik“, hab ich immer noch im Ohr.
Viele würden angeblich schon weiterblättern, wenn sie nur bestimmte Namen in Verbindung mit irgendwelchen „Ideen“ zur Innenstadtentwicklung läsen. Ob man die nicht so lange bei Brot oder Stippgrütze zusammensperren sollte, bis sie sich geeinigt hätten, hat mich neulich einer gefragt. Die Glosse an sich: Eine Bürgermenge steht auf dem Markt und starrt wie auf dem Petersplatz in Rom hier zum Rathaus, in Erwartung des weißen Rauches. „Habemus solutionem“ („Wir haben die Lösung“) löst einen Aufschrei der Massen aus.
Darf ich aber nicht schreiben und nur noch 16 Zeilen. Apropos Marktplatz noch ein No-Go-Thema: Aktion zum Recht auf absoluten Lärm auf der „Krachmacherstraße“.
Keine elf Zeilen mehr und jetzt fällt mir ein Thema ein, das mit der Stadt nichts, aber auch gar nichts zu tun hat: eine Neuerung bei mir im ehelichen Schlafzimmer. Interessant? Schade, kein Platz mehr, vielleicht ein andermal.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hartmut Nolte, Lokalredaktion