„Man müsste Minden als Theaterstadt promoten“, sagt Bertram Schulte mit Blick auf das Stadttheater, aber vor allem die vielen Amateurbühnen, die es in der Region gibt. Und darum heißt es am Sonntag, 23. Juni, um 11 Uhr im Fort A zum MT-Stadtgespräch „Vorhang auf für kleine Bühnen“.
Warum es ausgerechnet hier so viele Amateur-Theatergruppen gibt, das kann auch der langjährige Mindener Theaterleiter, der die Szene seit mehr als zwei Jahrzehnten beobachtet, nicht so recht ergründen. Ursache und Wirkung seien nicht eindeutig zu ergründen. „Je mehr Leute ins Stadttheater gehen, desto mehr gehen auch zu Amateurtheatern. „Oder vielleicht ist es auch genau umgekehrt. Das beflügelt sich ganz bestimmt gegenseitig“, sagt er.
„Die deutschen Theater erreichen im Durchschnitt drei bis vier Prozent der Bevölkerung. Das Stadttheater Minden lockt mit seinen 5000 Abonnenten acht Prozent der Bevölkerung regelmäßig ins Haus“, berichtet er. Vermutlich sei jemand, der selber schauspielert stärker daran interessiert, zu sehen, wie es der Profi macht.
Eine Initialzündung für die Theaterszene seien aber sicherlich die Landeskulturtage 1987 gewesen. Damals habe die Stadt zum ersten Mal alle Aktiven zusammengeholt, es seien neue Auftrittsmöglichkeiten entstanden, wie das Kleine Theater am Weingarten oder Hansehaus und BZA-Innenhof.
Der Zusatz „Amateur“ bedeute aber nur, dass da jemand auf der Bühne stehe, der damit nicht seinen Lebensunterhalt verdient. „Das sagt gar nichts über Qualität“, betont Schulte. „Theater muss unterhalten. Das ist das entscheidende Qualitätsmerkmal für Amateure wie für Profis.“ Außerdem legten die meisten Amateur-Bühnen großen Wert auf Weiterbildung. Der Verband der Freilichtbühnen betreibe sogar eine Weiterbildungsakademie für Amateurtheater. Und die meisten Freilichttheater arbeiteten ausschließlich mit Profi-Regisseuren. „Das ist jedes Mal ein kleines Seminar für die Akteure“, sagt der Kulturpädagoge.
Dass die plattdeutschen Theater eher auf dem Land zu finden sind, sei historisch gewachsen. In der preußischen Garnisonsstadt Minden sei nie Platt gesprochen worden. Darum sei das ein Metier, das in den Dörfern gepflegt wird.
Daneben gibt es zahlreiche weitere Gruppen, wie die VHS-Theaterwerkstatt, das Improvisationstheater Spek, Musicalgruppen und mehr. Wie all sie die reichhaltige Szene erleben, ob sie sich als Konkurrenten oder Mitstreiter fühlen, wird das MT-Stadtgesprächs-Moderationsteam, Lokalredakteurin Monika Jäger und Kulturredakteurin Ursula Koch, unter anderem mit Eduard Schynol (Tucholsky-Bühne), Eberhard Brandhorst (Plattdeutsche Laienbühne Hahlen), dem Profi-Regisseur Jürgen Morche und Viola Schneider (Junge Bühne) ergründen. Für Musik sorgt die „b swing big band“.
Nach dem Stadtgespräch ist am Tag der offenen Tür im Fort A noch lange nicht alles vorbei. Max Kopp ist mit seinem Ziegenexpress da, die Vorleserinnen treten auf, Margarita Jachmann trägt Texte russischer Klassiker vor und die Ukulelies aus Lahde spielen.