Die Kanzlerin hat es gut. Während ich nicht weiß, was ich meiner Frau zum Geburtstag schenken soll, weiß sie offenbar, dass Freund Barack Schallplatten sammelt. Sie hat ein Heer von Beratern, ich nicht.
Selbst wenn er keinen alten Plattenspieler hat, sammelt er sicher alles über seinen Vorvorvorvorgänger John F. Kennedy. Denn auf der Platte ist dessen Rede in Berlin drauf mit dem berühmten Satz „Ish bin ain Bearleener“.
Irgendwas sammelt auch Obama. Weil jeder etwas sammelt.
Das ist ein Naturtrieb wie Essen und Trinken. Selbst Tiere sammeln, Eichhörnchen zum Beispiel, oder Bienen.
Aber die sammeln Nützliches, nicht irgendwelchen Blödsinn. Das ist den Menschen vorbehalten, auch darin unterscheiden wir uns von den Tieren.
Wir sammeln gebrauchte Briefmarken (hat neben dem berühmten Anmache- noch einen Lerneffekt), Ü-Eier-Figuren (eignen sich noch als Spielzeug), aber auch Bierdeckel, gleichlange Zollstöcke, Streichholzschachteln und ähnlich wichtige Dinge, die das Leben erst lebenswert machen. Nein, es ist nicht wichtig, was, sondern dass man sammelt.
Ich habe auch gesammelt, mehrere Jahrzehnte Unterlagen für Sitzungen von Kommunalparlamenten. Nicht als Erinnerung, wo ich schon überall meine Zeit verbracht habe, sondern um sie bei passender Gelegenheit für neue Artikel zu nutzen.
Diese Gelegenheiten sind aber selten gekommen. Geblieben sind die Akten, stumm ihr trauriges Schicksal zwischen Aktendeckeln fristend.
Vielen ihrer Klone in Amtsstuben und Politikerschränken dürfte es kaum anders gehen. Nun muss ich nur noch die Kraft finden, sie wegzuschmeißen.
Das ist nämlich der Fluch des Sammelns. Es ist eine schleichende Krankheit, eine Sucht wie Rauchen. Man kann nicht aufhören, weil man sich nicht vom Sammelsurium trennen kann. Und sammelt und sammelt und sammelt.
„Yes, I can“, sage ich nun fest entschlossen zu meiner Aktensammlung. Ich schmeiße sie weg.
Vielleicht schon morgen.
In diesem Sinne
ein schönes Wochenende
Von Hartmut Nolte, Lokalredaktion