Ich bin an dieser Stelle noch etwas schuldig. Die Neuigkeit aus unserem Schlafzimmer. Dem bei mir zu Hause. Die Neuerung hat sogar einen Rotlichteffekt, aber den jetzt zu schildernden Effekt hat meine Frau beim Kauf sicher nicht im Blick gehabt.
Jeder kennt diese Nächte, da wär man am liebsten ein Bär, den automatisch der Winterschlaf überfällt. Statt Geist und Körper auf Stand-by zu schalten und alle Funktionen in den Energiesparmodus zu legen, liegt man keine fünf Minuten still. Mal ist es draußen zu schwül oder im Raum trotz offenen Fensters zu warm, mal ist die Bettdecke zu dünn, mal hat man wohl was Falsches gegessen, mal verfolgen einen die Sorgen bis in den Schlaf, der nicht kommen will. Alle Knochen tun weh, die Augen sind geschlossen, aber man kann und kann nicht ins Unterbewusstsein versinken.
Alle möglichen und unmöglichen Gedanken düsen wie in einer zur Achterbahn umgebauten Großstadtkreuzung durch die Nervenbahnen im Gehirn. Das Gedankengewitter lässt sich nicht verscheuchen. Auch nicht von einer Riesen-Schafherde, die man sich in solchen Nächten zusammenzählt. Doch zum Aufstehen ist man zu müde. Das dauernde Wälzen von einer Seite zur anderen stört den Partner, der dann die intelligente Frage stellt: Kannst du nicht schlafen? Mehr als einmal dreht man sich rum, hebt erst leicht den Kopf und dann ein Augenlid, um auf den Wecker zu schauen. Die Nacht will und will nicht rumgehen.
Und am Morgen dann die Erklärung: Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht, um halb drei war ich noch wach. Um die Antwort zu bekommen: Um halb drei hast du im Sägewerk gearbeitet, aber wie. Ich konnte wegen deines Schnarchkonzerts nicht wieder einschlafen, habe bis vier wachgelegen. Da kann man nur noch kontern: Stimmt nicht, ich hab kurz vor vier noch mal zur Uhr geschaut, da warst du um absoluten Tiefschlaf.
Solche Diskussionen Frühstückstisch sind bei uns vorbei. Ich kann zwar nicht besser schlafen, aber präziser antworten: Ich war um 2.47 Uhr noch wach, du hast um 3.23 Uhr geschlafen wie ein Bär. Ich kann nicht gegen halb fünf geschnarcht haben, weil ich um 4.28 Uhr wach war.
Angaben exakt auf die Minute. Und das alles ohne Körper- oder Kopfbewegungen zum Wecker auf dem Nachtisch, die einen noch wacher machen. Ein Blick an die Zimmerdecke genügt. Denn meine Frau hat einen Wecker gekauft, der über rotes LED-Licht dort die exakte Uhrzeit digital anzeigt. Leichtes Anheben eines Augenlides genügt. Es gibt doch noch sinnvolle Erfindungen. Auch fürs Schlafzimmer.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hartmut Nolte (Lokalredaktion)