Ab 7. Februar geht gar nichts mehr, da hängt 17 Tage die ganze Nation vor der Glotze und schaut Sotschi. Gibt es was Spannenderes als drei Stunden lang Skispringer in mindestens drei verschiedenen Zeitlupen durch dichtes Schneetreiben segeln zu sehen? Nicht minder aufschlussreich die sofortigen Interviews mit Springern und Trainern. Und erst die Fachkommentare der Experten – runtergebrochen auf unterhalb des absoluten Laienniveaus. Skispringen rettet den Tag. Am nächsten Tag ist es dann Biathlon und dann Bobfahren. Always the same procedure.
Wir sind gut vorbereitet für Olympische Fernsehspiele. Seit Monaten beglücken uns die TV-Anstalten mit tagfüllenden Wintersport-Shows.
Neuen Sport braucht das Land. Was sage ich: braucht Olympia und braucht das deutsche Sport-ARD-ZDF-Fernsehen. Kampf den Quotenermüdungserscheinungen nach dem siebenten Biathlonwettbewerb!
Es reicht aber nicht, uns solche zu präsentieren, die kein Mensch kennt. Den Wintervolkssport der Mongolen zum Beispiel. Auch die 30. Goldmedaille im Eisschnelllauf über 550 oder 625 Meter hebt die Quoten nicht.
Eher schon Eistanz als Formationstanz in der lateinamerikanischen Version „Tango on ice“ sozusagen. Oder Sportarten kombinieren. Der nordische Sixathlon: erste Disziplin Slalom, von dort direkt aufs Eis zum Kunstlaufen. Den Hüftschwung mitnehmend auf die kurvenreiche Rodelbahn, die am Start zur Biathlonstrecke endet. Deren Ziel ist die Schanze. Sprung schon mit Gewehr auf dem Rücken, denn nun folgt die bayrische Wilddiebsportart Biathlon.
Heben wir lieber den gemeinsamen Schatz an Volkssport, überall wo nur eine Schneeflocke fällt.
Na? Na? Ja, Sie sind drauf gekommen! Wir haben früher als Kinder beim Rodeln zwei oder drei Schlitten hintereinander gebunden haben und dann ab die Post. Die Überschläge im Eiskanal würden die Zuschauer von China bis Mexiko aus den Fernsehsesseln reißen. Oder Schneemannbau nach Zeit und Haltungsnoten.
Wie Winter ohne Schnee sind Olympische Spiele ohne Schneeballschacht. Jeder Treffer ein Punkt. Mit Vor-, Haupt- und Finalrunde, das bringt Sendezeit. Und Spaß. Geht als Einzel-, gemischter Zweier- oder Mannschaftswettbewerb. Medaillen en masse. So schaffen wir die geforderten 30-mal Edelmetall.
Als krönender Abschluss der Spiele die Königsdisziplin – das Schneeschieben!
Alles nicht dabei in Sotschi. Ich verstehe, warum der Bundespräsident keine Lust hat, dahin zu fahren.
Ein Hatschi auf Sotschi!
Von Hartmut Nolte, Lokalredaktion