Journalisten sind Meister des Wortes, Könner der Kommunikation. Täglich gehen wir mit Sprache um. Jeder Begriff muss sitzen.
So sieht das Idealbild aus, die Wunschvorstellung, unsere eigene und die von anderen. Dass das auch anders geht, merken wir nicht nur an den Reaktionen der Leser, die etwas zwischen den Zeilen gelesen haben wollen, was dort gar nicht stand. Oder die sich einfach weigern, wahrzunehmen, welche gewichtigen Worte wir zu Papier gebracht haben. Nein, auch in der Kommunikation untereinander, mit Kollegen, legen Silben, Phoneme, selbst einzelne Buchstaben ihre Fallstricke aus – und nicht immer gilt das gesprochene Wort.
Neulich machte mich der Volontär, der das Ressort „Vermischtes“ betreute, auf einen seiner Meinung nach wichtigen Agenturtext aufmerksam, der aus – immer noch – seiner Sicht auf der von mir zu füllenden Regionalseite stehen sollte. „Die Autobahn 2 bei Hannover wird überdacht“, meinte der junge Kollege. „Habe ich gesehen. Aber vorher muss sie erst mal untertunnelt werden“, lautete meine flapsige Antwort auf so viel Bevormundung.
Natürlich hatte ich bei der großen Sichtung bemerkt, dass in Niedersachsen der Verkehrsminister etwas zum Dauerbrenner Gefahren auf der A 2 abgesondert hatte. Ein wichtiges Thema für alle unsere im Stau stehenden Leser, keine Frage!
Für einen Moment zog ich in Erwägung, ein so spektakuläres Bauvorhaben wie die Überdachung der Autobahn bei Hannover zum Aufmacher zu erheben.
Aber erst mal schauen, welche Fotos, Pläne, Modelle oder Skizzen DPA dazu liefert – oder doch nur ein Kopfbild eines sich wichtig nehmenden Ministers?
Als Bebildung dieses epochalen Projektes bot die Agentur aber nur Fotos vom täglichen Verkehrsgedränge und einen Unfall aus dem Archiv. Also nur ein Aufsetzer und ran an den Text.
Zu meiner nicht geringen Überraschung stand in der Meldung mit keinem Sterbenswörtchen, wo und auf welcher Länge die A 2 überdacht werden sollte. Also zum Hörer gegriffen und den Volo angerufen.
„Wo steht das denn mit der Überdachung der Autobahn?“ Eine Schrecksekunde des Schweigens. „Wie Überdachung? Davon weiß ich nichts.“
„Aber du hast doch gesagt, dass die A 2 überdacht werden soll!“ „Nee, nicht überdachen. Überdenken!“ Deutsche Sprache, missverständliche Sprache.
Nur: Was hat meine Frau eigentlich gemeint, als sie sagte, wir müssten endlich in den Garten, die Terrasse müsse überdacht werden?
In diesem Sinne: Ein schönes Wochenende!
Jürgen langenkämper (Lokalredaktion)