„Zu Ostern kannst du aber nicht so ein bissiges und spöttisches Wochenende schreiben wie sonst“, mahnten mich Leute, die es gut mit mir meinen. „Streng dich ruhig mal ein bisschen an und schreib mal was Gehaltvolles – ausnahmsweise,“ schoben sie hinterher. Wer solche Freunde hat, muss in keine Partei eintreten.
Sei´s drum, ich liebe Herausforderungen und so kommt hier ein völlig ungewohntes MT-Wochenende, Eher ein Spiel mit einem Wort als eine Glosse. Dazu hatten mich die Freunde, während man mir scheinheilig-freundlich den guten Rotwein nachschenkte, geradezu – und sicher bewusst – herausgefordert.
„Könnt ihr Buchstabenquäler nicht mal zum höchsten Christfest was anders schreiben als über Hasen und Kaninchen, Eier und niedliche Küken?“ bezweifelten sie, dass Journalisten nach vielen hundert Osterfesten noch ein neuer Dreh einfällt. Nimm doch mal das Wort Ostern selber“, riet einer und am hämischen Zucken in seinem Augen las ich: Das schaffst Du nie!
Denkste. Eine wirklich gute Idee.
Hier kommt also eine Ostergeschichte, die es noch nie gegeben hat. Sie enthält jede Menge Ostern, Zählen sie nach.
„Guido, Stern meines Lebens, koste er nur mal meine neueste Kreation. Deinen versoffenen Ahnen zum Trost ernenne ich Dich hiermit zum Vorkoster. Natürlich kostenlos.“ Sie hielt das Glas entgegen. Es enthielt eine bräunliche Flüssigkeit, sie erinnerte ihn an Most. Er nahm das Gefäß in beide Hände. Der Metallstiel schien bei dem vielen Rost erneuerungsbedürftig. Hatten daraus schon die Leute in den Klostern trinken müssen?
„Prost.“ Er nippte eine wenig von dem Gesöff. Warum musste er jetzt daran denken, ob der die Post Ernesto auch weitergegeben hatte?
„Das ist für Menschen wie dich die richtige Kost, ernährt und sättigt“, hörte er sie noch sagen. Ihr nächster Angriff auf sein Wohlbefinden kam schnell wie die Post. Er naschte aber viel lieber Süßes. Sie hatte ihn jetzt erbost, er nuschelte deswegen irgendetwas in seinen Bart. „Glasnost erniedrigt niemanden“, wechselte sie überraschend das Thema. Hatte er doch auch gar nicht behauptet. Sie war wie immer rigoros. Ternäre Verbindungen, wie sie die Chemiker kennen, hätten nicht härter sein können.
Jetzt merkte er die Wirkung des Getränks, warf einen letzten Blick auf das Poster nahe dem Fenster, fühlte sich wie der in seinem Käfig schlaff auf der Stange sitzende Wellensittich Othello, sternhagelblau und dachte nur noch hoffentlich ist Ostern bald vorbei.
In diesem Sinne: Schöne Ostern
Hartmut Nolte (Lokalredaktion)