Manchmal machen mich die nüchternen und meist unumstößlichen Feststellungen meiner besten Ehefrau von allen sprachlos. Nach dem Betrachten einer spätabendlichen Nachrichtensendung eines bekannten öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders war es in dieser Woche einmal wieder so weit. Meine Angetraute erklärte beiläufig, wenn sie ihre jahrelange (ehrenamtliche) Tätigkeit in Kindergarten, Schule, Kommune und Verein bezahlt bekommen und diese Zahlungen beispielsweise in den Stadtsäckel umgeleitet hätte, wäre der Haushalt der Stadt Minden fast saniert.
Große und offensichtlich hell leuchtende Fragezeichen in meinen Augen, wie meine Liebste auf die Summe von rund 31 Millionen Euro kommt – denn so hoch ist der Schuldenstand der Stadt Minden zurzeit ungefähr -, müssen meine liebe Frau veranlasst haben, ihre Feststellung umgehend zu konkretisieren.
Grund für ihre Überlegungen seien die Zahlungen der Ruhrkohle AG an verschiedene Landespolitiker für die Teilnahme an RAG-Beiratssitzungen, verriet sie mir. Und so habe sie für sich im Schnitt vier Stunden pro Woche ehrenamtliche Tätigkeit veranschlagt. Das auf Basis unserer Kinder über 25 Jahre hochgerechnet, mache insgesamt 5200 Stunden in 1300 Wochen.
Da sie stets als Indianer und nie als Häuptling tätig gewesen sei, habe sie den verminderten Ansatz für die Zahlungen der RAG an die Landespolitiker als Grundlage genommen: 22 500 Euro für vier Stunden Teilnahme an einer Sitzung. Das mache unter dem Strich 29,25 Millionen Euro, die sie – selbstverständlich rein theoretisch – in der Zwischenzeit eingenommen hätte, rechnete mir meine Frau vor. Damit wäre der Haushalt der Stadt Minden also – ebenfalls rein theoretisch – fast saniert.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hans Jürgen Amtage (Lokalredaktion)