Strammer Max nicht ohne Grund als Hausmannskost und Kneipenessen weit verbreitet
Der Stramme Max und ich: Diese Liaison stand oft genug auf der Kippe. Hollywoods Klatschblätter würden so eine Kiste wohl als „On-Off-Beziehung“ beschreiben. Aber während meiner Kindheit und Jugend in den Achtziger Jahren in Oberlübbe gab es für derlei Irrungen und Wirrungen noch keinen eigenen Begriff.
Die Geschichte begann 1978. Mit elterlicher Erlaubnis unternahm ich erste Experimente am heimischen Herd. Der Stramme Max, die Kombination aus einer Scheibe Brot, Schinken und Spiegelei, war das erste Gericht, das ich ganz ohne fremde Hilfe zubereiten konnte. Ein riesiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit, fand ich. Doch Kinder in dieser Phase können für ihre Umwelt auch zur Belastung werden. Egal, wer in diesen Monaten vor unserer Tür stand: Er bekam erstmal einen Strammen Max angedreht. Das geht nicht lange gut, dachte sich meine Mutter schon damals – und sie sollte recht behalten: Wenig später hatte ich mein Premierengericht dermaßen „über“, dass ich phasenweise kein Ei mehr sehen konnte.
Die Beziehung war am Ende. Es sollte einige Jahre dauern, bis sie neu belebt wurde. Wie die anderen Dorfjugendlichen auch verbrachte ich die Wochenenden wahlweise bei Zeltfesten, im Lindenhof Hille und nicht zuletzt bei Pöhler Nordhemmern. Wir waren damals jung und … sagen wir mal: feierfreudig. Nachdem wir in den frühen Morgenstunden aus dem Saal gefegt worden waren, fand sich immer jemand, der bereit war, eine Runde Strammen Max für alle zu spendieren. Meist war es jemand vom Bauernhof, der groß genug war, dass die Eltern während der nächtlichen Küchenschlacht unbehelligt weiter schlummern konnten. Seither ahne ich, wie der Stramme Max zu seinem Namen gekommen ist. Soweit ich weiß, ist die These aber nicht wissenschaftlich belegt.
Am Anfang war die Zutat
Wie dem auch sei: Unsere Beziehung war „on“ und blieb es auch während des Studiums. In unserer Dortmunder WG-Zeit war der Inhalt des Kühlschranks häufig in höchst fragwürdigem Zustand. Die Zubereitung des Essens begann eigentlich immer mit dem Sortieren der Zutaten. Damals lernte ich, rohe Eier dem Frischetest zu unterziehen: Man füllt einen durchsichtigen Messbecher mit kaltem Leitungswasser und legt nacheinander die Eier hinein. Sinkt das Ei auf den Grund, ist es frisch. Was oben schwimmt, ist alt und ungenießbar. Eigentlich sollten Kinder das schon in der Grundschule lernen.
Weil das Ei natürlich die Seele des Strammen Max ist, gab es darum in der WG-Küche auch die meisten Diskussionen: Mein Mitbewohner bestand auf „Sunny Side Up“ (Eigelb nach oben), ich hingegen beharrte darauf, dass das Spiegelei beim Braten kurz vor Schluss noch einmal gewendet wird, bitte schön. Seit wann darf Eigelb ungestraft den Schinken ertränken? Wir brauchten keine kruden Verschwörungstheorien, um uns am Küchentisch leidenschaftlich zu fetzen.
Richtig heikel wurde die Lage, als ich Vegetarierin wurde. Ich mochte zwar noch Eier essen, aber mit Schinken war Schluss. Aber nie wieder Strammer Max? – Der Gedanke behagte mir auch nicht recht. In solchen Fällen weiß das Internet weiter: Dort gibt es alternative Rezepte mit Gemüse, mit Käse, mit Tofu und und und. Der kulinarische Erfindergeist der Netzgemeinde ist groß. Bei der puristischen Variante (eine Scheibe Gouda statt Schinken) empfehle ich als Beilage: Gewürzgurken!
Von Anja Peper, Lokalredaktion
Strammer Max
Die Scheibe Brot mit Butter bestreichen. Entweder gewürfelten rohen Schinken darauf verteilen oder eine Scheibe nehmen.
Butter oder Öl in einer Pfanne erhitzen und die Eier zu Spiegeleiern braten. Mit Salz und Pfeffer würzen und auf das Schinkenbrot legen.
Vegetarier lassen den Schinken weg und nehmen zum Beispiel Gemüse oder Käse.
Als Beilagen eignen sich Tomaten und Gewürzgurken. (mt)