Es wird Zeit, mal in eigener Sache etwas loszuwerden. Viele Leser glauben, was wir Journalisten tun, könne doch nicht so schwer sein. Schreiben kann fast jeder und die Themen liegen auf der Straße. Soo einfach ist das nicht und Journalisten stehen oft zwischen zwei Übeln.
Mal ist gar nichts los und wenn man ein Thema hat, sind die Ansprechpartner in Urlaub. Oder es kommt alles gleichzeitig und dann noch etwas Überraschendes dazwischen, aber die Kollegen sind in Urlaub.
Auch so eine wöchentliche Glosse zu schreiben, steht unter diesen Polen. Offen gestanden, in dieser Woche ist kein Themenmangel, sondern Überfluss. Natürlich könnte man über den Busverkehr in Minden schreiben, über Defizite, von denen die Verantwortlichen gewusst haben, aber das für sich behielten. Oder dass nun ein Streik vor einem Jahr am jetzigen Defizit schuld sein soll, aber eklatante Servicemängel die Fahrgäste nach zehn Monaten noch abschrecken. Stoff genug für ein paar spitze Bemerkungen.
Selbst der unendlichen Geschichte von der Gestaltung der Mindener Innenstadt ließen sich noch neue Aspekt abgewinnen. Zum Beispiel der, Minden zum „Mekka der Meckerer“ auszurufen. Muezzine sind die Ratsfraktionen: heute schreit der eine seine Botschaft vom medialen Minarett, tags darauf verkündet der andere das Gegenteil als richtig. Und dann wundert man sich, dass die Gemeinde nur noch mosert und sich in Internetforen ebenfalls gegenseitig beschimpft. Könnte man glossieren, mach ich aber nicht.
Denn es ist einer der seltenen Tage mit Themenfülle. Meine Frau brachte mich drauf bei der Lektüre der Prospektbeilagen im MT. Ja, auch die können Frühstücksgespräche bereichern und anregend sein. Sie las mir nämlich aus einem Möbelprospekt etwas von einem „Bockspringbett“ vor. Na, ich weiß, was Sie jetzt denken, Pfui, am frühen Morgen nichts anderes im Kopf. Bockspring, nicht Springbock!
Bockspringbetten sind Schlaf- und Ruhe (!)stätten, die etwa doppelt so hoch sind wie normale Betten. In Gedanken an meine 90-jährige Mutter sagte ich: „Das ist gut für alte Leute, die nicht den Trend haben, aus dem Bett zu fallen.“
Darauf meine Frau: „Das ist mehr was für junge Leute, die Betten müssen mehr aushalten!“ Vergebliches Kramen in der Erinnerung: Haben wir in unserer fast 35-jährigen Zusammenwohnzeit jemals Bockspringen im Bett geübt? Ach ja, unsere Kinder haben das sonntags morgens mit Kissenschlacht gern gemacht. Daher wohl der Name und darüber kann man Romane schreiben. Aber dafür ist jetzt kein Platz mehr. Das ist Journalistenalltag.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hartmut Nolte, Lokalredaktion