Ich habe George Clooney gesehen. Nicht im Kino, sondern live und in Farbe. Dieses Erlebnis steigert nicht unbedingt mein Selbstwertgefühl. Dennoch ist die glitzernde Begegnung, die wohl nur für mich eine war, eine nette Geschichte für Freunde, Familie und Kollegen. Leider kann ich meinen ganz persönlichen Hauch von Hollywood nicht beweisen. Und das ist Teil meines Problems. Denn meine Beziehung zur Foto-Funktion von Handys ist schwierig. Mindestens. Egal, ob ich sie aktiv oder passiv nutze. Zwei Beispiele:
Beim touristischen Spaziergang durch die Hauptstadt schlendern wir zufällig (ehrlich!) am Berlinale-Filmpalast vorbei. Roter Teppich, Absperrgitter, kreischende Fans – und drängelnde Schaulustige wie wir. Limousinen fahren vor, die ersten Insassen kennt keiner. Dann wird es laut. Ein Blick auf die Leinwand: George Clooney! Ein Blick auf den Teppich: George Clooney! Er ist es wirklich. In Berlin, 50 Meter Luftlinie von uns entfernt. Ich zücke das Handy, zoome, tippe, klicke – und heraus kommt nur Verwackeltes und Verwaschenes.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich als Fotograf mit der Handy-Kamera scheitere. Bei Tageslicht funktioniert es ganz gut, aber sobald es dunkel wird, geht gar nichts mehr. Es beruhigt mich nur wenig, dass es anderen genauso geht. Das weiß ich aus jahrelangen Erfahrungen als Konzertbesucher. Und damit wären wir bei meinem zweiten Problem mit Foto-Handys.
Ein Konzertsaal in Osnabrück, unbestuhlt. Vor der Bühne ist es eng, das Intro läuft – und ich sehe nichts. Neben mir, hinter mir und besonders vor mir heben die Fans erst aus Begeisterung die Arme und behalten sie mit dem Handy in den Fingern gleich oben. Zwischendurch kontrollieren sie die dunklen Bilder: Klicken, gucken, klicken, gucken. Es nervt. Sind die Fotos gemacht, kommen die Videos. Wollen die das ganze Konzert filmen? Nein, nach zwei Songs sind sie fertig. Beim vierten fangen sie wieder an.
In einer Welt, die von sozialen Netzwerken umspannt wird, ist eine Erinnerung nur echt mit dem passenden Dokument. Man erzählt seinen Freunden nicht nur, was man erlebt hat, man zeigt es ihnen. Werden Erinnerungen dadurch besser? Ich bezweifle es. Die kleine George-Clooney-Episode ist mir immer noch präsent, ich habe sie auf meiner ganz persönlichen Festplatte gespeichert. Dort ist auch der jüngste Konzertbesuch abgelegt, der dann doch noch ziemlich super war. Schließlich ging es um die Musik, und die hat kein Handy gestört.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Von Sebastain Külbel, Sportredaktion