Das hab ich in Paris gelernt, schlagerte Bill Ramsey vor Urzeiten aus den Dampfradios. Habe ich auch und zwar am Arc de Triomphe, große Touristenattraktion der französischen Hauptstadt. Und der Place Charles de Gaulle, also der Verkehrsrundkurs um das Denkmal ist auch eine Attraktion für den Erlebnistourismus. Man versuche nur mal, als Fußgänger vom äußeren Rand des 240 Meter großen Kreisverkehrs zum Bogen in der Mitte zu kommen. Nervenkitzel pur. Ein Erlebnis, von dem man noch lange seinen Nachbarn, Freunden, Arbeitskollegen und Kindern erzählt.
Was das mit Minden zu tun hat? So was haben wir auch, da kann Minden durchaus mit Paris mithalten. Leider hat die sonst doch so rührige Minden Marketing diese Touristenattraktion nicht entdeckt. Noch nicht.
Uns Einheimischen ist sie – das geht den meisten Sehenswürdigkeiten so – auch nicht als solche bewusst. Man nimmt sie als gegeben hin. Alltag eben.
Aber wer zum ersten Mal nach Minden kommt und zwar von der Portastraße aus Richtung Barkhausen und weiter will über die Portastraße Richtung Innenstadt, der bekommt als Autofahrer sein Paris-Verkehrsgefühl. Richtig, die unausgeschöpfte Erlebnis-Tourismusattraktion ist die einmalige „Birne“.
Schon an der Einfahrt etwa in Höhe des Hotels stellt sich die erste Aufgabe für den Ortsunkundigen: Links oder rechts einordnen? Beide Spuren weisen nach rechts. Nimmt er die rechte, weil er im Anfahren das große Hinweisschild nicht vollkommen im Gedächtnis speichern konnte, bekommt er spätestens wenige Meter weiter ein Problem, er muss vorschriftswidrig nach links die Spur wechseln, weil er sonst vorschriftsmäßig Richtung Weserauentunnel geleitet wird.
Aber auch auf der linken Einfahrtsspur wartet auf ihn purer Nervenkitzel. Gleich hinter der Zufahrt aus dem Weserauentunnel. Hier muss er zwei (!) Spuren kreuzen, die von Autofahrern benutzt werden, die miet mit viel Schwung überwiegend geradeaus Richtung Ringstraße und Lübbecker Straße wollen. Das sind dann so die italienischen Momente im Leben eines Autofahrers. Besonders zu den Hauptverkehrszeiten.
Leider haben die Erbauer des Schnellrestaurants westlich dieses einmaligen Verkehrsknotens ihren Standort falsch gewählt. Von dort aus ist das alltägliche dramatische Geschehen nicht zu sehen. Ein Aussichtsturm könnte Abhilfe schaffen. Ach ja, und gegen einen kleinen Obulus – böse Zungen würden das Maut nennen – für die Birnen-Tour dürfte auch niemand was haben.
In diesem Sinne: schönes Wochenende
Hartmut Nolte (Lokalredaktion)