Von: Peter Dreier, Mailadresse
Gesendet: Freitag, 23. Januar 2015 16:18
An: Christoph Pepper
Betreff: Fw: Veröffentlichung von Leserbriefen im MT.
Sehr geehrter Herr Pepper,
auch Sie als „Beteiligter“ erhalten nachstehende Zeilen zur Kenntnisnahme übersandt.
Ihren FDP-Kommentar als Chefredakteur im MT nachzulesen war für mich „kein Genuss“ und verfälscht den Zustand der FDP-Partei. Daraufhin schrieb Herr Klaus Matthies für mich einen sehr nachvollziehbaren Leserbrief.
Leider wurde der Leserbrief in der Ausgabe der Zeitung deutlich gekürzt. Dabei sollte aber zu beachten sein, trotz der Kürzungen Sinnzusammenhänge zu erhalten. Bei größeren Streichungen kann es daher dazu kommen, dass ein Aspekt komplett verschwindet. Es gehört doch wohl zu den redaktionellen Aufgaben, solche Überlegungen in die Vorgehensweisen einfließen zu lassen.
Wie mir Herr Henning Wandel u.a. mitteilte, hat es in der Tat bei dem Leserbrief einen ungewöhnlich großen Eingriff gegeben. Herr Wandel konnte mir versichern, dass das die große Ausnahme war. Aber warum kommt es ausgerechnet in diesem Leserbrief zu der besagten starken Kürzung. Spielt die FDP in der Redaktion des MT „eine große Rolle“? Kommentare bilden immer auch eine persönliche Meinung ab, die in diesem Fall sicherlich FDP-freundlich war. Was spielen Sie in der Anlegenheit für „eine Rolle“? Welchen Einfluss nehmen Sie bei der Entscheidung von abgedruckten Leserbriefen.
Fragen über Fragen, die ein geneigter Leser hat. Jedenfalls bleibt bei mir ein „bitterer Beigeschmack“ zurück. Das Mindener Tageblatt will eine unabhängige und überparteiliche Zeitung sein. Davon sind Sie und die Redaktion „meilenweit“ entfernt.
Es wäre sehr nett, wenn Sie eine Reaktion auf meine Zeilen geben.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Dreier, Minden, Adresse
Bezug:
Gesendet: Mittwoch, 21. Januar 2015 um 19:58 Uhr
Von: Peter Dreier, Mailadresse
An: redaktion@mt.de
Betreff: Veröffentlichung von Leserbriefen im MT.
Sehr geehrte Damen und Herren,
grundsätzlich bitte ich um Aufklärung von folgenden Sachverhalten:
Unter Leserbriefe (Mindener Tageblatt) wurde im Internet am 09.01.2015 um 14:45 Uhr der Leserbrief von Herrn Klaus Matthies, Hille – Geschäftsmodell FDP ist gescheitert – veröffentlicht in vollständiger Fassung.
„Aus der Fassung“ bringt mich die spätere Veröffentlichung in der Tageszeitung schließlich mit wesentlichen Kürzungen im Wortlaut. Das Mindener Tageblatt weist zwar unter Leserbrief darauf hin, dass die vollständige Fassung und weitere Leserbriefe auf: MT.de nachzulesen sind, aber den Lesern der Zeitung wichtige Passagen im Leserbrief von Herrn Matthies vorenthalten werden und so es zu „gewissen Verfälschungen“ im weiteren Wortlaut kommt und aus dem Zusammenhang gerissen wird.
Wer aus der Redaktion hat es zu verantworten, dass Leserbriefe in vollständiger Form schließlich in der Ausgabe der Zeitung gekürzt werden. In diesem Zusammenhang weise ich auf folgende – fehlenden – Passagen hin:
Überschrift: … Geschäftsmodell FDP ist gescheitert
Erster Absatz: … Stets nett anzusehen, gut erzogenes Lehrerkind, von einem Politiker mit Ecken und Kanten weit entfernt. Schlaue aber nichtssagende Rhetorik, Mimik und Gestik immer unter Kontrolle.
Fünfter Absatz: … (Sachsen, Thküringen, Brandenburg) (2009 elf Prozent)
Sechster Absatz: … Die FDP als Freie Demokraten an den Start zu bringen, dass schwer zu erklärende Wort liberal getilgt: was für ein bahnbrechender Etikettenschwindel und revolutionärer Akt. Der nächste Werbeschnickschnack und Rohrkrepierer eines ehemaligen Werbefachmannes, eines Politblenders aus meiner Sicht, der weiterhin auf oberflächliche Symbolik setzt. Die neue FDP als Garagen Start-up zu verkaufen: Blödsinn. Dazu gehören neue Gedanken und Ideen. Davon war allerdings nichts zu sehen. Alter FDP-Wein in magentafarbenen Schläuchen. Schwach, nicht klug, was er hier abgeliefert hat.
Siebenter und achter Absatz: … fehlen vollständig!
Neunter Absatz: Die ersten sieben Sätze fehlen.
Herr Klaus Matthies hat in seinem Leserbrief wahre Tatsachen benannt, ich kommentiere den Chefredakteurkommentar im MT völlig anders … eher sehr „FDP“ – freundlich. Wie kommt Herr Christoph Pepper dazu?
Ich bitte um Aufklärung in dieser – für mich sehr fraglichen – Angelegenheit und warte auf eine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Dreier, Minden, Adresse
Antwort MT-Lokalredaktion
Von: Henning Wandel
Gesendet: Freitag, 23. Januar 2015 10:12
An: Peter Dreier, Mailadresse
Betreff: AW: Veröffentlichung von Leserbriefen im MT.
Sehr geehrter Herr Dreier,
vielen Dank für Ihre Kritik. Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir schon kurz nach dem Relaunch zum Thema Leserbriefe telefoniert. Seitdem sind wir intern weiter in Gesprächen über die Folgen unseres Umbaus – und das betrifft selbstverständlich auch die Leserbriefe.
Der von Ihnen angesprochene Brief von Herrn Matthies wurde in der Tat deutlich gekürzt. Damit unterscheidet er sich aber nicht grundsätzlich von anderen redaktionellen Beiträgen im Mindener Tageblatt. Auch die Artikel und Kommentare unserer Redakteure fallen immer wieder Kürzungen und Veränderungen zum Opfer, gleiches gilt im besonderen Maß auch für Agenturmaterial. Es ist dabei unsere redaktionelle Aufgabe, trotz der Kürzungen Sinnzusammenhänge zu erhalten. Bei größeren Streichungen kann es daher dazu kommen, dass ein Aspekt komplett verschwindet.
Nun zu dem von Ihnen konkret bemängelten Fall: In der Tat hat es bei dem Leserbrief einen ungewöhnlich großen Eingriff gegeben. Ich kann Ihnen versichern, dass das die große Ausnahme ist. Jedoch war das Original derart umfangreich, dass wir für die Printausgabe auch nach dem alten Modell hätten kürzen müssen.
Eines der Ziele unseres Relaunches war, die Leserbriefe aufzuwerten – schließlich wissen wir um die Bedeutung dieses Forums. Anstatt die Zuschriften unregelmäßig auf wechselnden Seiten gesammelt zu veröffentlichen, haben wir täglich den Platz auf Seite zwei geschaffen. Damit können die Leserbriefe wesentlich aktueller gedruckt werden als in der Vergangenheit, darüber hinaus wissen unsere Leser verlässlich, wo sie den täglichen Leserbrief finden. Im Übrigen veröffentlichen wir nach wie vor jeden Leserbrief, der den (gesetzlichen) Regeln entspricht. Da es wegen des festen Platzes gelegentlich zu größeren Kürzungen kommt, sind wir inzwischen auf der Suche nach einem Kompromiss zwischen festem Platz und mehr Umfang.
Erlauben Sie mir abschließend noch eine Bemerkung zum FDP-Kommentar unseres Chefredakteurs: Kommentare bilden immer auch eine persönliche Meinung ab, die in diesem Fall sicherlich FDP-freundlich war. Herr Pepper hat in der Vergangenheit aber auch nachweislich zu Lasten der FDP kommentiert.
Ich hoffe, ich konnte ihre Fragen beantworten und ein wenig auch die Hintergründe unserer Arbeit beleuchten. Rufen Sie mich gerne an, falls Sie noch weitere Fragen oder Anmerkungen haben. Ich bin heute zwar schwer zu erreichen, in der nächsten Woche stehe ich aber gerne wieder zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Henning Wandel, Stv. Ressortleitung Lokalredaktion
MINDENER TAGEBLATT / MT.DE
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Antwort der MT-Chefredaktion
Gesendet: Freitag, 23. Januar 2015 um 17:33 Uhr
Von: Christoph.Pepper@MT.de
An: Peter Dreier, Mailadresse
Betreff: AW: Veröffentlichung von Leserbriefen im MT.
Sehr geehrter Herr Dreier,
vielen Dank für Ihre Mail. Gern antworte ich Ihnen.
Dass dem Mindener Tageblatt im Allgemeinen und mir im Speziellen immer wieder mal unterstellt wird, wir würden unsere redaktionellen Entscheidungen oder Veröffentlichungen von einseitig parteipolitischen (oder sonstigen, interessegeleiteten) Vorlieben abhängig machen, gehört zum Berufsalltag des Chefredakteurs. Da mir dieser Vorwurf im Laufe der Jahre von tatsächlich allen möglichen Seiten gemacht wurde – übrigens sehr häufig auch von FDP-Anhängern -, neutralisiert er sich gewissermaßen.
Ich darf jedenfalls, bezogen auf diesen ganz konkreten Fall und Ihre ganz konkreten Fragen, folgendes feststellen:
- Die Kürzungen des Leserbriefs haben nichts mit dem Inhalt zu tun, sondern mit dem Umfang und dem zur Verfügung stehenden Platz. Wir haben, wie Sie im ersten Schreiben an Herrn Wandel ja auch selbst festgestellt haben, auf die Kürzung hingewiesen und den vollständigen Text auf unserer Internetseite veröffentlicht, worauf wir ebenfalls hingewiesen haben.
- Die FDP spielt in der Redaktion des Mindener Tageblatts genau die gleiche Rolle wie alle anderen politischen Kräfte.
- Meinen hier angesprochenen Kommentar als FDP-freundlich zu werten, ist sicher eine Frage der persönlichen Wahrnehmung. Ich habe auch andere Rückmeldungen erhalten, die ihn als wenig schmeichelhaft für die FDP empfunden haben. Generell wollte ich zum Ausdruck bringen, dass ich die FDP – ob ich sie und ihre politischen Positionen nun mag oder nicht – für eine Partei halte, die im politischen System der Bundesrepublik Deutschland vertreten sein sollte.
- In der Regel entscheidet die Redaktion selbstständig über Abdruck und Bearbeitung von Leserbriefen. In Fällen, in denen juristische oder andere Komplikationen möglich oder erwartbar sind, wird der Chefredakteur schon mal zur Konsultation oder Entscheidung hinzugezogen – manchmal auch, um eine redaktionelle Beurteilung noch einmal mit einer fachlichen Zweitmeinung zu konfrontieren.
- In die Entscheidung und Bearbeitung des von Ihnen angesprochenen Leserbriefs war ich nicht eingebunden.
Dass Sie sich trotz Ihrer vielen Fragen weiterhin als geneigten Leser bezeichnen, freut mich. Dass Sie hier einen „bitteren Beigeschmack“ empfinden, betrübt mich ebenso wie Ihre Einschätzung, wir seien meilenweit von Unabhängigkeit und Überparteilichkeit entfernt. Ich hoffe, Ihnen mit meinen Zeilen erläutert haben zu können, dass dazu kein Grund besteht.
Mit freundlichen Grüßen
MINDENER TAGEBLATT / MT.de
Christoph Pepper, Chefredakteur