Von Kristy Netzeband
Ich weiß, von einem weiblichen Fußball-Fan erwartet man in diesen Tagen, dass er beziehungsweise sie geradezu elektrisiert ist von der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen im eigenen Land. Ich falle da wohl ein bisschen aus dem Raster: Mit Frauen-Fußball kann ich so gar nichts anfangen!
Diese Aussage kennt man sonst meist von Männern, und sie werden dann mit einem giftigen „Sei nicht so frauenfeindlich“ gekontert. Aber in diesem Punkt kann ich die Herren sehr gut verstehen. Frauen-Fußball und Männer-Fußball sind einfach nicht zu vergleichen. Bei den Jungs gibt es viel mehr Körperkontakt, der Einsatz ist härter und leidenschaftlicher. Bei den Frauen hingegen wirkt das Spiel für mich wie planloses Herumgekicke nach dem Motto „Mal schauen, ob wir den Ball in Richtung gegnerischen Strafraum bekommen“ aus.
Den absoluten Gau gab es dann beim Spiel Australien gegen Äquatorial-Guinea. Der Schuss einer Australierin geht zwar am Tor vorbei, aber nicht ins Aus. Eine Spielerin von Äquatorial-Guinea nimmt daraufhin – aus welchem Grund auch immer – den Ball in die Hand. Ein klarer Handelfmeter für die Australier. Nur scheint die Schiedsrichterin diese Regel noch nicht zu kennen. Man stelle sich vor, Bastian Schweinsteiger steigt im eigenen Strafraum hoch und fängt den Ball vor dem Stürmer der gegnerischen Mannschaft.
Den endgültigen Beweis dafür, dass der Frauen-Fußball und ich in diesem Leben keine Freunde mehr werden, habe ich direkt im ersten Spiel der deutschen Frauen gegen Kanada bekommen. Ich bin schlichtweg auf dem Sofa eingeschlafen. Das war mir bis dato selbst bei dem langweiligsten Bundesliga-Spiel noch nicht passiert.
Auch Versuch zwei scheiterte. Aus Eigenschutz vor akuten Ermüdungserscheinungen ging es in eine Kneipe. Von etwa 60 Gästen hatten dann doch etwa fünf Besucher ein Deutschland-Trikot an. Bezeichnenderweise allerdings hinten mit dem Namen „Lahm“ oder „Müller“ aufgedruckt. Gegen Nigeria gab es nur ein Tor zu bejubeln. Die Kneipen-Besucher wandten sich von ihren Gesprächen ab, klatschten kurz, schauten sich das verpasste Tor in der Wiederholung an und beschäftigten sich dann wieder mit dem Getränk, was vor ihnen stand.
Und die „Euphorie“ und das „Sommermärchen“, von denen in diesen Tagen immer wieder zu lesen ist, sehen für mich irgendwie anders aus. Vielleicht bin ich also doch nicht die Einzige meiner Art.